Statt Lernprozesse stehen heute vor allem vielfältiges Können und rasche Ergebnisse auf der Tagesordnung. Für echte Entwicklung bleibt oft wenig Raum. Daher lautet die Devise: Fehler abstreiten, Schuld zuweisen und den Schein wahren. Kein zukunftsfähiges Bildungs-Modell! Fehler machen und aus ihnen nachhaltig lernen dürfen, klingt sehr verlockend. Und bleibt meist theoretisch. Vielmehr prägen. Mangeldenken und der ständige Blick auf Fehler unser Zusammenleben. Kein Wunder, dass unter diesen Voraussetzungen viel Energie vergeudet wird, um Fehler entweder durch Altbewährtes zu vermeiden oder bei Misserfolgen zu vertuschen. Im aktuellen Bildungs-Chaos zeigt sich immer klarer: Die vorherrschende Lern-Kultur muss erkannt und zukunftsfähig verändert werden.
Lernen ist kein Ereignis
Lernen ist ein Prozess, in dem es darum geht, immer wieder aus der eigenen Komfort-Zone, dem Gewohnten, auszusteigen – um „Neuland“ zu betreten. Die Chance, dabei stets das Passende zu tun, ist erfahrungsgemäß gering. Wie auch, haben wir doch fürs „Neuland“ noch keine perfekten Denk- und Handlungsstrategien entwickelt. Selbst wenn wir theoretisch optimal vorbereitet sind. Umso verblüffender sind Frust und Niedergeschlagenheit, wenn nicht gleich alles perfekt klappt. Und anstatt sich selbst und anderen Lernprozesse zu erlauben, beteiligen sich viele am Spiel der „Schuldfrage“ oder der „Vertuschung“. Dabei ist es nicht wichtig, wer „schuldig“ ist oder mit welchen überzeugenden Argumenten der Misserfolg erläutert werden kann – vielmehr sollte mit Hilfe von echtem Feedback und Reflexion geklärt werden, was aus den Fehlern gelernt wurde. Und wie künftig über neues Handeln passende Ergebnisse erzielt werden können.
Bildungsziel: Handeln
Die Frage ist: Wollen Sie eine neue Lern-Kultur mitgestalten? Denn dann gilt es, sich wichtige Lern-Prinzipien bewusst zu machen: Wir durchlaufen beim „echten“ Lernen unterschiedliche Lernstufen, die weder überlistet noch übersprungen werden können. Im ersten Schritt gilt es zu erkennen, was wir noch nicht beherrschen: Wir erklimmen die Stufe der „bewussten Inkompetenz“. Sind Wille und Mut vorhanden, gilt es dann, die gewünschte Fähigkeit Schritt für Schritt zu erobern – dadurch gelangen wir zur „bewussten Kompetenz“. Zeit, Geduld, Ermutigung und Motivation sind dabei wichtig. Und erst wenn wir ausreichend trainieren, kann sich Neues als integriertes Wissen in unserem Tun widerspiegeln – also zur „unbewussten Kompetenz“ werden. Auf den Punkt gebracht:
Das Ziel von Bildung ist nicht das Wissen, sondern das zukunftsfähige Handeln.
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